Wir beherzigen eine alte Weisheit, die für alle gilt, die sich den Launen und Gefahren des Wetters aussetzen, ganz gleich, ob im Gebirge oder zur See: Gehe mit dem Wetter, richte Dich demütig nach ihm und stelle alles andere hinten an.
Im Augenlick ist fast gespenstisch ruhiges Wetter. Die letzte Nacht war feucht und eiskalt. Wenige Stunden nach Sonnenaufgang knallt die Sonne so heiß und stark, dass ich nicht sagen kann, was anstrengender ist: Die Nachtwachen oder die Hitze. Jedenfalls aber hat es momentan sehr wenig Wind. Gerade haben wir gar keinen Wind, gestern bis zu 3 Beaufort, meistens von vorne.
Für echten Segelspaß ist wenig Wind keine gute Sache. Darum geht es geade aber nicht. Wir müssen die Chablis of Dart in die Werft nach Faro bringen. Für Sonntag sind deutliche 7 Beaufort Westwind angekündigt. Dagegen angehen zu wollen, wäre momentan töricht bis unmöglich. Zumal der Düseneffekt in der Straße von Gibraltar regelmäßig nochmal 2 Beaufort Zugabe draufschlägt.
Deshalb werden wir trotz Müdigkeit und eigentlich genügend Zeit keinen Ruhetag einlegen, sondern jetzt direkt durch die Straße von Gibraltar durchsegeln bzw. motoren. Gesten legten wir um 11:05 in Almeria ab. Weil wir gestern gegen leichten Wind, jedoch sehr spürbare Strömung nur mit 3,5 Knoten vorankamen, haben wir es nicht mehr bis drei Stunden nach Hochwasser bis dorthin geschafft. Das wäre am heutigen Freitag 18:31 Uhr gewesen. Diese Uhrzeit ist, wenn man die Straße von Gibraltar im nördlichen Gegenstrom entlangfahren will, für uns die strömungsgünstigste.
Weil ich mir außerdem immernoch (und völlig überflüssiger Weise) Sorgen um den Dieselverbrauch mache, habe wir gerade einen dreistündigen Zwischenstopp in Fuengirola eingelegt. Ankunft 13:30. Die Tankstelle in dem Puerto Deportivo de Fuengirola hat aber von 13:00 bis 16:00 Uhr geschlossen. Das Tankstellengelände konnten wir leider nicht verlassen – hohe Stahlgitter grenzen die kleine Tankstelle ein.
Wir nutzten es, um dem Wackelkontakt an der (grünen) Steuerbord Positionsleuchte nachzugehen, etwas aufzuräumen und eine halbe Stunde zu schlafen.
Seit 16:30 sind wir wieder unterwegs zur mittelmeerseitigen Mündung der Straße von Gibraltar. Bis dort hin sind es ca. 50 Seemeilen. Bei 4,5 Knoten, die wir gerade machen, dürften wir um 5:30 Uhr heute Nacht dort ankommen. Strömungsgünstigster Zeitpunkt wäre ca. 7 Uhr morgen früh. Wir sind also zeitig dran. Wobei: Die Strömung wird unsere Fahrt ohnehin wieder verlangsamen.
Die kommende zweite Nacht wird wieder feucht und kalt, die Nachtwache sehr anstrengend werden. Sandra und ich wechseln uns alle 1,5 Stunden mit der Wache ab. Und trotzdem: Wir sind es nicht gewohnt. Es ist einfach anstrengend, ständig aufzustehen und aufzupassen.
Was das Boot angelangt, steht übrigens gerade eines ganz oben auf unserer Wunschliste: Die Reparatur der sogenannten “Sprayhood”, eine Kapuze über den vorderen Teil des Cockpits aus Stoff und Zeltstangen, die Schutz gegen den kalten Wind und ein ganz klein wenig auch gegen die knallende Sonne tagsüber bieten würde. Sie gehört zu jedem hochseetauglichen Boot dazu. Nur leider ist unserer hier kurz vor unserem Erwerb zerissen und so leider nicht zu gebrauchen….
Position jetzt, um 17:42: 36° 28,85′ N 004° 39,92′ W. Kurs 240°. Geschwindigkeit ca. 4,1 Knoten
Liebe Grüße an alle, die an unserem Abenteuer teilhaben. Über Kommentare hier im Blog freuen wir uns.
Sandra & Ralf

Ich bewundere euch und bin gedanklich mit dabei
Hartmut